Zunächst einmal muss die Bedeutung des Wortes geklärt werden. Nach der Definition von BUND e.V. werden "feste und unlösliche synthetische Polymere (Kunststoffe) [...], die kleiner als fünf Millimeter sind", als Mikroplastik bezeichnet. Ganz simpel gesagt ist es also sehr kleines Plastik. Dass einige Kosmetikartikel Mikroplastik verwenden, sorgt für Unverständnis und vor allem kommt die Frage auf, warum wird in dieser Branche überhaupt Plastik als Inhaltsstoff verwendet?
Mikroplastik wird in der Kosmetikindustrie vor allem wegen seiner abreibenden (abrasiven) Wirkung eingesetzt. Darüber hinaus helfen die kleinen Plastikpartikel auch dabei, die Konsistenz oder Farbe eines Produkts zu verbessern oder mehr Glanz zu verleihen. Während Naturkosmetik-Marken oft transparenter in Bezug auf ihre Inhaltsstoffe sind, ist nicht auszuschließen, dass Produzenten herkömmlicher Kosmetik nach wie vor Mikroplastik in ihren Produkten verwenden. Problematisch ist das für den Konsumenten vor allem deshalb, weil man diese in der INCI-Liste tatsächlich nur schwer identifizieren kann. Selbst wenn man den ein oder anderen Stoff findet, der einem komisch vorkommt, wissen die Wenigsten, was sich hinter Begriffen wie Acrylates/C10-30, Alkyl Acrylate Crosspolymer oder PEG/PPG-17/18-Dimethicone wirklich verbirgt.
Wegen seiner abschleifenden und polierenden Wirkung wird Mikroplastik schon lange Zeit in Peelingprodukten eingesetzt. Hier lässt sich der fragwürdige Inhaltsstoff meistens auch am besten identifizieren: enthält ein Produkt viele feste kleine Kügelchen, besteht Grund zur Annahme, dass es sich dabei um Mikroplastik-Partikel handeln könnte. Darüber hinaus können Spuren von Mikroplastik in Deos, Haarshampoos, Sonnencremes, Make-Ups und Seifen zu finden sein. Auch in Zahncremes werden die Kunststoff-Perlen häufig eingesetzt. Hier werden sie vor allem als kleine Putzkörper benutzt, welche die Zahnflächen von Plaque, Bakterien und Verfärbungen befreien sollen.
Plastik ist schädlich für die Umwelt. Mikroplastik ist da keine Ausnahme. Im Gegensatz zu anderen Abfallmaterialien kann Plastik wegen seiner Zusammensetzung nicht effektiv von Mikroorganismen zersetzt werden. Eine einfache PET-Flasche braucht bis zu 450 Jahre, um vollständig zu zerfallen! Besonders für die Weltmeere ist Verpackungsmüll eine große, immer akuter werdende Bedrohung. Hier findet man sowohl große Plastikteile als auch massenweise kleineres Mikroplastik. Die Kunststoffteilchen lösen sich oft von größeren Plastikstücken ab oder gelangen als Zusatz von Kosmetikartikeln in die Gewässer dieser Welt. In Flüssen und Meeren angekommen, schadet es vor allem den Tieren. Insbesondere Schildkröten, Fische, Wale und Co. schlucken die kleinen Partikel, da sie mit mit Plankton verwechselt werden.. Auch in den Körpern von toten Seevögeln konnte mittlerweile vermehrt Plastik bzw. Mikroplastik nachgewiesen werden. Sie halten die Plastikteilchen aus Entfernung oft ebenfalls für Nahrung und sammeln sie von der Meeresoberfläche ein. Außerdem werden bei der langsamen Zersetzung von Plastik Stoffe an die Gewässer abgegeben, die ihre Zusammensetzung verändert und somit den Hormonhaushalt verschiedener Tierarten nachwirkend beeinträchtigen kann. Auf diese Weise schadet Mikroplastik sogar Tieren, die es nicht versehentlich fressen.
Mikroplastik lässt sich anhand der INCI-Liste (die Inhaltsstoffliste, die auf der Rückseite deines Produktes steht) ablesen. Begriffe, die Polymer oder Poly- enthalten deuten auf Kunststoffe hin. Daneben gibt es aber noch weitere Stoffgruppen, bei denen Vorsicht geboten ist. Die folgenden Inhaltsstoffe deuten auf Mikroplastik hin:
Durch die immer stärker werdende Kritik an Mikroplastik als Inhaltsstoff und seine Auswirkung auf Mensch und Natur, haben die meisten Zahnpasta-Hersteller schnell reagiert. Obwohl der Zusatz von Mikroplastik bei der Herstellung konventioneller Zahnpflege-Produkte lange Zeit Gang und Gäbe war, kann man davon ausgehen, dass mittlerweile die meisten Produkte kein Mikroplastik mehr enthalten. Grund dafür kann unter anderem sein, dass der Mundraum ein empfindlicher Bereich unseres Körpers ist und vielen bewusst ist, dass Plastik dort nichts zu suchen hat. Allgemein ist bei Whitening-Zahnpasten besondere Vorsicht geboten. Auch hier werden nach Hersteller-Angaben zwar keine Plastikpartikel mehr verwendet, doch durch ihre Funktionsweise gehören sie zu den Produkten, die man in Hinblick auf Mikroplastik etwas genauer unter die Lupe nehmen sollte. Um den zusätzlichen "Weißungseffekt" zu erreichen, werden den Zahncremes oft Zusätze mit einem sehr hohen Abrasivitätswert beigesetzt. Die kleinen Putzkörper, welche oft als "Whitening Pearls" oder dergleichen beworben werden, können den Zahnschmelz beschädigen und wurden lange Zeit mit Mikroplastik-Partikeln angereichert.
Laut BUND e.V. gab es seit 2014 keine Zahncremes oder Peelings mehr auf dem Markt, bei denen die Hersteller auf Nachfrage zugeben mussten, Mikroplastik verwendet zu haben. Wer nun also in ständiger Angst davor gelebt hat, sich selbst oder anderen Lebewesen durch die Verwendung von Kosmetika kleine Plastikpartikel zuzuführen, sei erstmal entwarnt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ein Großteil der nach 2015 neu entwickelten Kosmetik ohne die Verwendung von Mikroplastik auskommt.